Samstag, 20. September 2014

Zizek in Teheran (81)


"Wie kann man auf Schyzerdütsch ficken?"

- ... manchmal reicht es, nur an sie zu denken. Dann - kommt der Zustand. Ich schäme mich. Dabei studiere ich die Schrift nicht aus Lüsternheit. Sie wissen, daß ich Geheimpolizist bin. Was Sie nicht wissen: Ich bin der Oberste Geheimpolizist von Teheran.

- Und dafür, daß Sie mich in Ihre Polizeiambulanz entführen, durch Ihre Geheimpolizistinnen, die Sie im Postamt postieren, dafür schämen Sie sich nicht?

- Polizeiambulanz?

Habe einen Moment lang vergessen, daß Polizeiambulanz ein Wort meiner Privatsprache ist.

Wurscht. 

- Und daß Sie sich mit nacktem Oberkörper in Ihrem Boudoir präsentieren, schämen Sie sich nicht?

Und daß Sie sich - Punkt, Punkt, Punkt - präsentieren, schämen Sie sich nicht’, ist nicht korrekt, LeserIn. I know. Aber wir sind zum einen: In der Literatur. Und hast Du, zum anderen, schon mal von Polizeideutsch gehört? Resp. von Polizeiteheranisch, was auf das Gleiche hinauskommt?

„Nein“, sagt Nehru, „das heißt: Ich habe mich geschämt. Aber ich hätte mich mehr geschämt, unendlich mehr, wenn ich es sagen hätte müssen.“

Merke, LeserIn: In sexualibus gebiert das Wort die Scham. Keine (echte, große) Scham - ohne Worte. Wie überhaupt: Keine Sexualität ohne Worte. Weshalb jener deutschsprachige Freund von mir ganz zu recht fragte: „Wie kann man auf Schwyzerdütsch ficken?“

Beinahe hätte ich statt ‚jener deutschsprachige Freund von mir’ – ‚jener deutschsprachige Freud von mir’ geschrieben – ein Freudscher, der aus

Freundschaft
Freud schafft.

Aber halt, LeserIn. Vor lauter Sexualität und Freud übersehen wir nicht nur die Literatur, sondern das wichtigste an der Realität. Was hat Nehru gesagt? Er ist der Oberste Geheimpolizist von Teheran. Kommt uns da eventuell - ein Verdacht?

wird fortgesetzt 

Keine Kommentare: