Samstag, 30. Oktober 2010


Wunderland 22. Teil

Hans Memling: Michael beim Jüngsten Gericht
„Das war‘s?“, sagte der Grobe, „Und Sam hast Du nie mehr gesehen?“
„Sage ich doch“, sagte der Feine, „er war tot. Es war ein Anschlag. Ein oder zwei Tage vor jenem Abend. Ich hab’s dann in der Zeitung gelesen.“
„Die Volksfront war’s aber nicht“, sagte der Grobe, „Dein Freund …“
„Er war nicht mein … “
„Er wurde von … Ich habe eher die Blauen im Verdacht. Es gab ja damals diesen Machtkampf zwischen der Fraktion von … und …“, es fielen zwei Namen, in der Sprache Teherans, an die ich mich nicht mehr erinnere, „Schade um ihn. Er war talentiert … “, der Grobe unterbrach sich. Offenbar wollte er sich nicht, wie man in der Provinz hier gesagt haben würde, verplaudern, und schaute aus halb zugekniffenen Augen argwöhnisch auf den Feinen: „Hast Du nicht gestanden, daß Du bei den Blauen warst?“
„Ich habe bei den Blauen - einen Reitkurs gemacht. Du weißt schon, in der ehemaligen Hofreitschule des Kaisers. Das war‘s. Und lange nach dem Tod von Sam. So einen Kurs kann jeder belegen, d.h. wer sich den Kursbeitrag leisten kann.“
Der Grobe seufzte, „Dann bleibt mir also nichts übrig“, und es war offensichtlich, daß er diesen Ausgang bedauerte, „als Dich freizusprechen - und die Sitzung für beendet zu erklären.“
Der Grobe, der bei dieser seltsamen Verhanldung offenbar die Rolle des Richters spielte, wandte sich an mich: „Wir sind bei dieser Art der Gerichtsbarkeit auf die Aussagen des Angeklagten angewiesen sowie auf die Schlüsse, die das Gericht aus diesen Aussagen zieht. Weitere Untersuchungen kann es nicht geben. Ein Angeklagter, der von einem Familiengericht freigesprochen wird, muß also nicht unbedingt unschuldig sein.“

Ich fragte mich, was mich das alles anging, und erinnerte mich, daß ich die Brüder wegen ihrer Freundlichkeit in das Wirtshaus begleitet hatte, und um ihnen meine - bis zu jenem Zietpunkt immer noch nicht gestellte - Frage über Teheran zu stellen. Vielleicht hatte ich die Begegnung mit den Brüdern auch nur gesucht, um nicht jener Frau zu begegnen, die, den Kopf an die Mauer des Landhauses gelehnt, von den Politikern Teherans sprach – aber wie konnte ich mir das gedacht haben, resp. neben den Brüdern in der Deutschsprachigen Gemütlichkeit sitzend, von der Existenz jener Frau überhaupt wissen? Denn der Frau mit dem an die Mauer gelehnten Kopf hätte ich ja nur dann begegnen können, wenn ich den Brüdern nicht begegnet, und sie nicht in die Deutschsprachige Gemütlichkeit begleitet hätte.

„Ich gehe davon aus“, der Grobe sprach noch immer zu mir, „daß sich mein Bruder nach unserem Sieg, d.h. nach dem Sieg der zweiten und wahren Revolution, vor einem ordentlichen Gericht wird verantworten müssen. Immerhin steht er im Verdacht, über die Vermittlung seines Schulkameraden, Sam Aschtiani, mit dem Regime kollaboriert und Verbrechen begangen zu haben, u.a. indem er bei den Schauprozessen als Dichter die Geständnisse der Angeklagten verfaßt hat. Auf andere Gerüchte in diesem Zusammenhang will ich nicht eingehen – und die Sitzung hiermit definitiv für geschlossen erklären …“

„Ich erhebe Einspruch“ sagte der Junge, der aussah, als hätte man ihn es aus dem Schlaf aufgeschreckt. Er war blass wie die Wand.

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Montag, 25. Oktober 2010

Wunderland, 21. Teil


Pablo Picasso, Liegender Akt im blauen Bett







"Das Mädchen verschwand in der Tiefe des Raumes, und bald waren hinter jener Türe Geräusche zu hören - Schritte, womöglich auch Stimmen -, als wäre noch jemand dort, oder mehrere. Schließlich kam das Klopfzeichen. Ich zählte bis zehn und stand auf, das Versunkensein hatte mich schwindlig gemacht, aber ich zögerte nicht, als ich bei der Türklinke war, sie zu drücken, und betrat ein Zimmer, das noch dunkler war, ich konnte nichts sehen, auf einmal stolperte ich und kam auf etwas mehr oder weniger weiches zu liegen. Es war das Mädchen. Es lag offenbar auf einem Bett, auf dem Bauch, und ich auf ihr. Sie griff mit ihren Armen nach hinten, hielt mich fest und bewegte meinen Körper – daß sie kräftig war, wunderte mich -, als wäre ich ein Ding, und lenkte mich so, daß ich sie ... “, der Feine hustete, „haben konnte, wie sie gesagt hatte, aber so, daß sie ihre Jungfräulichkeit nicht verlor, Ihr versteht, was ich meine, und während ich sie ... “, der Feine hob sein leeres Glas Bier und hustete wieder, „und während ich sie hatte, bemerkte ich, daß es nicht das Mädchen war, ich meine, es war überhaupt keine Frau, sondern, wie soll ich sagen, ein Mann“.
Der Junge stand auf, war blaß, und ging aufs Klo, wie ich annahm, als er zurückkam, war er blasser. „War das alles?“, fragte der Grobe. „Ich gestehe“, sagte der Feine und hustete, „daß ich nicht aufhören konnte ... d.h. ich konnte, nachdem ich gemerkt hatte, daß es ein Mann war, nicht aufhören, ihn, wie das Mädchen gesagt hatte, zu haben“.
„Und weiter?“ fragte der Grobe. Der Junge sah ihn an, aber abwesend, als würde, was der Grobe sagte, ihn nicht erreichen, resp. nicht interessieren. „Als ich mit dem Mädchen fertig war“, der Feine hustete, immer heftiger „d.h. mit dem Mann, zwang ich mich, aufzustehen, wie einer, der sich aus einem Traum herausreißt, mittlerweile hatten sich meine Augen an das Dunkel gewöhnt, aber es fiel mir nicht ein, das Mädchen, d.h. den Mann, zur Rede zu stellen, ich stand auf und lief aus der Villa. Ich habe das Mädchen nie mehr gesehen, und daß Sam an jenem Abend schon tot war, erfuhr ich erst später“.

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Montag, 18. Oktober 2010

Wunderland 20. Teil

"Jetzt hörte ich ein Geräusch, es schien von hinten zu kommen, aber ich war mir nicht sicher. Das Mädchen stand auf, stand da, und fixierte einen Punkt am Ende des Raumes, wo in der Halbdunkelheit eine Tür war. Nun fing sie auf einmal an, sich zu drehen, sehr langsam, und während sie sich drehte, legte sie ihre Finger an ihre Lippen, als wäre sie unschlüssig, dann leckte sie ihre Finger, einen nach dem anderen, und fuhr sich, wieder sehr langsam, mit ihren Fingern über den Körper - dabei bückte sie sich, das kann sie nicht sein, dachte ich, aber sie war es, außer daß ihre Haare jetzt kurz waren, hatte sie sich überhaupt nicht verändert, sie bückte sich also, und im Bücken, und halb von mir abgewandt, sagte sie: ‚Du - kannst mich haben‘.
‚Ich kann Dich … Und Sam?‘
- … ich bin aber Jungfrau…
- Wo ist Sam?
- ... und ich will es bleiben …
- Und Sam?
- Er ist da. Er beobachtet uns.

Ich stand auf, und wollte das Mädchen und Sam und die Villa verlassen, da warf sie sich vor mir auf den Boden. Ich versank wieder in jenem Fauteuil, als hätte mich jemand gerempelt, resp. in eine Trance, aus der mich erst die Stimme des Mädchens herausriß, sie sagte „Bitte“, ich sah in ihre Augen hinunter - sie war noch immer am Boden - und hatte auch jetzt kein Gefühl, whatsoever, was mich wunderte, wo ich doch jung und Dichter und Revolutionär war, in den Augen des Mädchens war aber Angst. Sie zeigte auf jene Tür am anderen Ende des Raumes, sagte: ‚Du kannst mich haben‘, und schüttelte, wieder sehr langsam, den Kopf und stand auf - auch ich wollte aufstehen, ‚Bleib sitzen‘, sagte das Mädchen, und zeigte wieder auf jene Tür. ‚Ich gehe vor. Warte noch. Wenn Du mich von innen an die Tür klopfen hörst, zähl bis zehn - und komm nach.‘"

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Sonntag, 10. Oktober 2010

Deportation von Kindern aus Österreich

Wir klagen an!

Der folgende offene Brief wird an ausgewählte europäische Medien sowie an Repräsentanten europäischer Zivilgesellschaften verschickt. Bitte unterschreiben Sie, um unserem Protest gegen die unerträglichen Zustände im österreichischen Asylwesen das nötige Gewicht zu verleihen.

Um zu "unterschreiben", klicken Sie bitte auf "Kommentare" (bzw. "Kommentar veröffentlichen"). Dann klicken Sie am besten auf "Anonym", schreiben den farbigen Schriftzug nach und tragen dann Ihren Namen und Ihre e-mail-Adresse in das Kommentarfeld ein. Wer darüber hinaus auch einen Kommentar verfassen will, ist herzlich willkommen. Danach auf "Veröffentlichen" (gleich unter "Anonym") klicken.

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Die große Mehrheit der Menschen ist spontan moralisch. Gegen ihre elementare Empfindlichkeit gegenüber dem Leiden der anderen muß sie erst immunisiert werden.
Slavoj Zizek


An die europäische Öffentlichkeit und die Zivilgesellschaften in den europäischen Ländern

Wir klagen an!

Am 6.Oktober 2010 wurden die achtjährigen Zwillinge Dorentina und Daniela Komani – ihre schwerkranke Mutter befindet sich in stationärer Behandlung einer psychiatrischen Klinik in Wien - zusammen mit ihrem Vater von Österreich in den Kosovo abgeschoben. Eine vollbewaffnete Polizeieinheit holte die Mädchen frühmorgens ab und nahm sie, unter Zurücklassung ihres gesamten Besitzes - auch ihrer Stofftiere -, in Schubhaft. Die beiden Mädchen leben seit ihrem zweiten Lebensjahr in Österreich.

Dieser Vorfall stellt den bisherigen Höhepunkt einer besorgniserregenden Tendenz in der Asylpolitik Österreichs – und auch anderer europäischer Länder - dar: Unausgesprochen, doch immer schamloser wird der Unteilbarkeit der Menschenrechte zuwidergehandelt: Die Repräsentanten einer solchen Asylpolitik scheinen Menschenrechte für bestimmte Bevölkerungsgruppen nicht mehr gelten zu lassen.

Maßgebliche politische Kräfte haben in Österreich eine gesellschaftliche Atmosphäre geschaffen, in der jene Ressentiments entstehen, auf die dieselben Kräfte dann glauben reagieren zu müssen („Wir müssen die ‚Ängste der Bevölkerung‘ ernst nehmen.“). Sie tun das durch die Verabschiedung von immer restriktiveren, in ihren Konsequenzen oft menschenrechtswidrigen „Fremdengesetzen“. Auf diese Gesetze verweisen sie wiederum, wann immer die brutalen Auswirkungen ihrer Asylpolitik kritisiert werden („Recht muß Recht bleiben!“).

Uns - das sind Österreicherinnen und Österreicher, die diese Tendenzen in der (Asyl)politik ihres Landes mit zunehmender Sorge verfolgen – hat die Nachricht von der Deportation zweier achtjähriger Mädchen, getrennt von ihrer zur Zeit schwerkranken Mutter, mit Wut und Entsetzen erfüllt.

Die Verantwortlichen für die Asylpolitik in Österreich, allem voran das österreichische Innenministerium, verweigern jeglichen substanziellen Dialog mit ihren Kritikern. Kritik wird mit Diffamierung begegnet -"Beratermafia“, „Betroffenheitsindustrie“,
„Kampagnenjournalismus“.

Wir wenden uns daher an die Europäische Öffentlichkeit, um sie - anläßlich der Tragödie der Familie Komani - auf den alarmierenden Zustand des österreichischen Asylwesens aufmerksam zu machen. Und die für diese Politik Verantwortlichen öffentlich anzuklagen.

Wir klagen

das politische Establishment Österreichs, insbesondere

die österreichische Innenministerin,
die österreichische Fremdenpolizei,
die Sozialistische Partei Österreichs (SPÖ),
die österreichische Volkspartei (ÖVP)
und die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ)

an,

- „Fremdengesetze“ verabschiedet zu haben, die unweigerlich zu humanitären Katastrophen, wie im Fall der achtjährigen Komani-Mädchen, führen.

- im Fall der beiden kosovarischen Mädchen – wie in zahlreichen anderen Fällen – sogar diese Gesetze mit Füßen zu treten: Die bevollmächtigte Rechtsvertreterin der Familie Komani wurde etwa vor laufenden Kameras und völlig rechtswidrig von ihren Klienten getrennt.

- eine Situation geschaffen zu haben, in der Unrecht, das jeglichem zivilisatorischen Standard Hohn spricht, in der Wahrnehmung der österreichischen Öffentlichkeit zur Selbstverständlichkeit zu werden droht. Unrecht wird in der öffentlichen Wahrnehmung als Recht zu etablieren versucht.

Ein solches Vorgehen gegenüber Kindern ist in keinem Land der Erde und durch nichts zu rechtfertigen. Schon gar nicht in Österreich, wo „Kindertransporte“ noch vor einigen Jahrzehnten Bestandteil der nationalsozialistischen Mordindustrie waren. Wer sich in Österreich derart mutwillig gegen die Erfahrungen der Vergangenheit blind stellt, nimmt in Kauf, daß sich diese Vergangenheit oder Aspekte derselben wiederholen.

Wir appellieren an die europäische Öffentlichkeit und an die Zivilgesellschaften in den Ländern Europas,

- bei der österreichischen Bundesregierung gegen den skandalösen Kindertransport aus Österreich zu protestieren - oder ihre jeweiligen Regierungen aufzufordern, dies zu tun.

- die österreichische Regierung aufzufordern, die sofortige Heimkehr der Komani-Kinder und ihres Vaters nach Österreich zu veranlaßen, wo die beiden Mädchen seit ihrem zweiten Lebensjahr zuhause sind.

- die österreichische Regierung aufzufordern, Familie Komani für das an ihnen begangene Unrecht zu entschädigen, und sich bei ihr dafür öffentlich zu entschuldigen.

- die politisch Verantwortlichen in Österreich aufzufordern, dafür Sorge zu tragen, daß Kinder in diesem Land nie wieder in Haft genommen, deportiert oder gewaltsam von ihren Eltern getrennt werden.

Donnerstag, 7. Oktober 2010

Wunderland 19.Teil


"Ein paar Tage nach dem Treffen im Naderi, war ich bei Sam zum Abendessen geladen. Daß ich bis zum Schluß nicht wußte, ob ich hingehen soll, brauche ich nicht zu erzählen, ich will Euch mit meinem Seelenzustand nicht langweilen, nur soviel: Ich ging wegen des Mädchens zu Sam, das ich aber im Grunde nicht sehen wollte.

Sams Villa, d.h. die Villa, die ihm dem Vernehmen nach sein Vater geschenkt hatte, lag im Norden von Elahiyeh, in Nord-Teheran, zu deutsch dem Viertel der Götter. Ich war mit dem Bus gekommen, das letzte Stück mußte ich zu Fuß - und bergauf - zurücklegen. Es war kalt, und wenn ich mich richtig erinnere, Anfang April, man hätte aber glauben können, es sei Herbst, resp. es war eine undefinierbare Jahreszeit. Es dämmerte, aber in meiner Erinnerung ist ein weißes Licht, das mit dem weißen Marmor der Außenfassade der Villa verschmilzt, so daß die Villa unsichtbar ist.


Ich kam zu einem Tor, das wie ein Gartentor in London aussah, aber es paßte nicht zu der Gartenmauer aus Beton. Eine Stimme aus der Gegensprechanlage sagte 'Herein!', aber so sehr ich rüttelte, das Tor blieb verschlossen. Ich kletterte schließlich über die Mauer, sie war nicht hoch, es war mehr ein Überspringen als ein Klettern, der Garten war länglich und schmal, und die hohen und dichten Bäume verbargen die Villen der Nachbarschaft, sofern es sie gab. Ich kam zu einer Türe aus Holz, und läutete wieder, diesmal passierte nichts. Ich wartete, und läutete, und wieder nichts, ich drückte die Türklinke, die übrigens aus Gold war, die Türe war offen - und ohne nachzudenken trat ich in einen Salon voller Stilmöbel. Über einen Wandspiegel brannte ein kleines Licht. Ich fragte: ‚Ist da wer?‘, und kam mir vor wie in einem dieser Filme von Hitchcock, auf einmal versank ich in ein Fauteuil, ich kann mich aber nicht erinnern, daß ich mich in das Fauteuil hineingesetzt hätte, ich saß, auf dem Sitzpolster, aber das Versinken ging weiter - und auch als eine Stimme ‚Tut mir leid‘, sagte, immer noch weiter, es war die Stimme des Mädchens. Ich war weder erstaunt, noch erfreut, noch hatte ich ein anderes Gefühl whatsoever, so wie der Führer der Klerikalen, als er von seinem Exil in Chicago nach Teheran zurückflog, 'Nichts‘ sagte, als man ihn fragte, was er denn fühle. Das Mädchen saß neben mir, auch sie in einem Fauteuil, wir sahen einander nicht an, als wären wir nebeneinander im Kino gesessen.
'Tut mir leid‘, sagte das Mädchen,
und ich: ‚Macht nichts‘. Gut möglich, daß auch aus mir schon, wie jene Stimme aus Sam, ein anderer sprach.
‚Ich war wütend -‘, sagte das Mädchen,.
- Und Sam?, wo ist Sam?
- Und dann ... es gab kein Zurück.
- Kein Zurück …
Und sie: ‚ Er ist da‘,
und ich: ‚Wer?‘,
und sie: ‚Sam. Er beobachtet uns‘.

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Revolution im Iran - Literarische Solidarität

Renate Welsh

Julya Rabinowich
Vladimir Vertlib
Sama Maani

Iranische und nicht-iranische Autorinnen und Autoren lesen und diskutieren

Freitag, 22. Oktober 2010, 19:30

echoraum wien, Sechshauser Straße 66, 1150 Wien
http://www.echoraum.at/

Eintritt: €10/€5

Der Erlös der Veranstaltung fließt an „Ärzte für Menschrechte im Iran - Wien“ http://www.iran-scientists.net/

Wie erlebt man die Revolution in der Heimat aus der Perspektive des Exils?
Für jene Iraner, die schon im Exil waren, als 1979 im Iran eine Revolution ausbrach, berühren die Ereignisse nach den iranischen Präsidentschaftswahlen im Juni 2009 in mehrfacher Weise das Thema Rückkehr: Rückkehr der Erinnerungen an jene Zeit, in der sich,angesichts der durch die 1979er Revolution ausgelösten Hoffnungen, viele von ihnen für die Rückkehr in die Heimat entschieden - um kurz daraufwieder die Rückkehr ins Exil antreten zu müssen. Die Rückkehr der Vergangenheit findet aber nicht nur in der Erinnerung der Exilierten statt. Die aktuelle iranische Protestbewegung als solche wird häufig als eine Reinszenierung der 1979er Revolution wahrgenommen – und es erhebt sich die Frage wie dieser Rückbezug zu bewerten ist: Muss sich die Geschichte immer nur als Farce wiederholen? Oder kann eine revolutionäre Bewegung gerade durch die Reinszenierung ihrer Vorgänger-Revolution diese rückwirkend von ihren Traumen befreien? Solche und ähnliche Fragen - u.a. auch die Frage nach Gemeinsamkeiten und Differenzen zwischen der „Grünen Bewegung“ im Iran und den Revolutionen 1989 in Osteuropa – bilden den thematischen Horizont einer Lesung, mit der ein iranischer Autor und drei nicht-iranische AutorInnen ein Zeichen der Solidarität mit der iranischen Protestbewegung setzen möchten. Im Anschluss an die Lesung ist eine Publikumsdiskussion geplant.

echoraum
Sechshauser Straße 66
A-1150 Wien
Tel 812 02 09 30
echo at echoraum.at
http://www.echoraum.at/